Eine raumgreifende Betonskulptur überrascht auf den ersten Blick durch ihre Masse und ihre geometrische Komplexität. Sie ist Auflager für die Holzdecken, trägt die Lasten der oberen Geschosse, beinhaltet Feuerstelle, Holzlager und Kamin, zoniert Raumbereiche und prägt in ihrer Materialität und Präsenz die Stimmung und den Charakter des ganzen Erdgeschosses. Die Statik der neuen Offenheit wird nicht als strukturelles Wunder, sondern eben als gewohnte und vertraute Grösse wahrgenommen. Der bestehende Holzboden wurde ziemlich unzimperlich zurechtgeschnitten und in seiner Geometrie den neuen, ruhigen Raumformen angepasst. Die Teile des Verschnittes wurden verwendet, um den durch die Betonschalung zerstörten Bereich vor dem Kamin wiederherzustellen. So liegt der Bretterboden heute als charakterspendendes, teppichartiges Element zwischen Eingang, Betonskulptur und Gartenfassade.
Im ersten Obergeschoss bleibt die bestehende Kammerstruktur unangetastet. Entsprechend wurden auch die Schlackeplatten an den Decken vorsichtig aufgefrischt und erhalten. Die Böden wurden wieder freigelegt und genau wie die Treppe geschliffen und geölt. Die neuen Kalkzement-Putzflächen passen sich in ihrer lebendigen Beschaffenheit zwischen das bestehende Holzwerk der Türen, Fenstereinfassungen und Deckenrandleisten ein.
Im Dachgeschoss regulieren zwei neue, jeweils 85cm tiefe Raumschichten auf den beiden Kurzseiten des Geschosses die Proportionen und beruhigen den Raumeindruck. Wie in einem Wohnwagen werden die Wände raumhaltig und funktional. Die erste Schicht beinhaltet den steilen Treppenaufgang sowie eine übertiefe Garderobe und ein Hutfach. Gegenüber beinhaltet die Wand eine Dusche mit WC und Lavabo sowie die neue Technikverteilung des Geschosses. Auf der Strassenseite wurde auf der ganzen Länge des Raumes ein tiefes Sideboard eingebaut, welches die Raumkante weiter in Richtung des Giebels rückt. An dieser Stelle misst der Raum 1.50m und eine Möblierung mit Bett wird möglich.
Gemeinsam mit Nicolaj Bechtel, 2017
Mitarbeit: Daniel Klinger
Bauingenieur: Schnetzer Puskas
Bauphysik: Raumanzug